LASK – SK Rapid Wien 1:1 (0:1);
28.07.2023 – 16.790 Zuschauer
Noch selten hatte die Sommervorbereitung für so viele negative Diskussionen gesorgt wie in diesem Jahr. Das maue Abschneiden in der vergangenen Saison, verbunden mit der überschaubar intensiven Transfertätigkeit, den fast schon absurd niedrig gesteckten Saisonzielen und den doch sehr durchwachsenen Ergebnissen in den Testspielen, ließen den selbst ernannten Titelaspiranten LASK bei diesem ersten Match zum klaren Favoriten avancieren.
Dass man in Linz den Spagat zwischen Größenwahn und Realität nicht immer schließen kann, war dabei natürlich auch bekannt und so ging unsere Crew dennoch mit voller Motivation in dieses durch die Bundesliga hochstilisierte Jubiläumsspiel (vor 50 Jahren war diese Paarung auch das erste Match der damals neu gegründeten Bundesliga).
Freitagsspiele sind ja eher die Ausnahme, für die meisten von uns aber doch eine willkommene Abwechslung, wenn die Anstoßzeit mit 20:30 Uhr für die Berufstätigen unter uns human ist.
Also traf man sich mit rund 60 Leuten inklusive Gästen aus München und Kloten im Raum Linz, um dort noch die letzten Sonnenstrahlen bei ein paar Kaltgetränken zu genießen.
Bei der ersten Bimstation endete ein bislang beschaulicher Tag für einige Linzer dann doch abrupt. Also entschloss man sich, den weiteren Weg zu Fuß in Angriff zu nehmen, zumal das Interesse der anwesenden Polizei an unserer Präsenz schnell geweckt war und eine namhafte Anzahl an Bussen alsbald unseren Weg begleitete. In weiterer Folge ging es ohne Umwege direkt zur Gugl. A gscheida Hadscha, aber irgendwie hatte es auch was.
Wie sich vor dem Stadion zeigte, waren heute viele Fans aus ganz Österreich eher in Autos und Kleinbussen angereist, da nur 7 Busse gezählt wurden. Angesichts des vollen Auswärtsblocks im Verhältnis doch wenig. Beim Einlass folgten ein paar Scharmützel mit den Securities, die offensichtlich noch nicht ganz in der neuen Saison angekommen waren. Angesichts der Reaktionen so mancher Secos, dürften einige danach umgehend ihren Dienst quittiert haben. In der Dienstbeschreibung dürfte nicht hinreichend erläutert worden sein, dass die Arbeitsbedingungen im und vor dem Rapid-Sektor, sagen wir mal, „herausfordernder“ sind.
Der, wie erwähnt, volle Rapid Block sang sich schon Minuten vor dem Anstoß mit großen Balkenfahnen, die gleichmäßig über beide Ränge verteilt waren und mit Blinkern untermalt wurden, ein. Den gleichen schnellen Start sollte wenig später auch unsere 11 am Feld hinlegen, doch dazu später mehr.
Das Stadion war in Summe heute nicht ausverkauft, was doch überraschte, aber natürlich auch mit der katastrophalen Preispolitik der Linzer bei Tageskarten zu tun hat. Eine Sauerei, was hier abgeht. 32 Euro für einen Rollstuhlplatz, 25 Euro für eine Kinderkarte. Dafür ist der „ausverkaufte“ VIP-Klub“ fast leer, weil der Freitag für Business-Kunden nicht so optimal ist und die meisten wohl noch in St. Tropez oder Monaco residieren.
Die Landstraßler wiederum zeigten eine ansehnliche Choreo, die man auch deswegen loben muss, weil die Umstände aufgrund der konsequenten Haltung der Szene gegenüber dem Trikot-Wahnsinn des Vereins zu kleinen, aber zahlreichen Repressionen führen, die die ohnehin schwierige Arbeit im großen Block noch härter macht. Mit schwarzen und weißen Zetteln wurde ASK in den Sektor geschrieben. Links, rechts und vorne am Zaun wurde das Bild mit Bahnen in den Balkenfarben abgerundet.
Unser Block zeigte die bereits erwähnten Fahnen und vereinzelt Pyro. Stimmlich war es von Anfang an ein gutes Match und das wurde schnell befeuert, weil die Jungs am Feld ebenso von Anfang an voll da waren und dem sichtlich mit Abstimmungsproblemen aufgrund der vielen Neuerungen kämpfenden LASK in der gesamten ersten Halbzeit vorne und hinten die Schneid abkauften. Die Berichte über den „voll fitten Kühn“ dürften ebenso nicht übertrieben gewesen sein und die beiden Neuen in der Startelf, Cvetkovic und Seidl, rechtfertigten das Vertrauen des Trainers ebenso. Grüll wirkte dazu deutlich spritziger als im letzten Jahr. Kurz: Es war eine echte Freude dem Spiel zuzuschauen. Daher war es zu diesem Zeitpunkt auch keine Überraschung mehr, als der Ex-Blau-Weiße Seidl in der 24. Minute mit seinem ersten Bundesligator den bereits x-ten guten Angriff zur 1:0 Führung abschloss. Ein befreiender Torjubel folgte und es war nicht schwer, dieses gesangliche Niveau bis zur Pause zu halten.
Nach Wiederbeginn hoffte man, nicht wie schon so oft, eine schwankende Leistung geboten zu bekommen. Aber auch diese Angst war unbegründet und es ging in dieser Tonart weiter. Rapid war dem 2:0 über weite Strecken näher als der LASK dem Ausgleich. In der 75. Minute brannte es wie gewohnt mit knapp 30 Fackeln lichterloh. Wenig später jubelte die Gegenseite, doch der VAR hatte was dagegen und so ging es mit dem 0:1 in die Schlussphase, in der der LASK natürlich alles daran setzte, noch mit der Brechstange den Ausgleich zu schaffen. Im Block der Heimischen wurde zu dieser Zeit bereits wieder gegen die rosa Trikots protestiert. Eine richtige und wichtige Sache, in der sich die Landstraßler hoffentlich langfristig durchsetzen.
Als der 4. Offizielle 4 Minuten Nachspielzeit anzeigte, waren alle Augen im Block gebannt auf das Geschehen am Feld gerichtet. Der erste Sieg wäre doch besonders und auch etwas überraschend, dafür aber verdient gewesen. Doch auf Schiedsrichter Ciochirca kann sich der LASK verlassen. Nach dem umstrittenen Goldtor im Cup gegen Austria Klagefurt und dem Elfergeschenk beim Auftaktmatch im neuen Stadion gegen Lustenau, wusste dieser auch heute was zu tun war und verlängerte die Nachspielzeit einfach um 50%, sodass mit der letzten Aktion und nach einem weiten Pass samt Geplänkel im Strafraum Felix Luckeneder dann doch noch das 1:1 besorgen konnte.
Dem positiven Gesamteindruck konnte das aber keinen Abbruch tun und so wurde die Mannschaft anschließend unter großem und ehrlichem Applaus verabschiedet, obwohl viele nach diesem heroischen Kampf verständlicherweise die Köpfe hängen ließen. Ein Auftakt, der Lust auf mehr macht. Zu erwähnen sei auch noch ein Spruchband von UR und SAF in Richtung der Helden bei den Waldbränden in Griechenland. Das können wir nur doppelt unterstreichen!!
Zurück ging es wieder zu Fuß, passiert ist nix mehr. Der Tag an sich aber auch außerhalb des Stadions eine runde Sache. Weiter gehts mit 2 Heimspielen und der Conference League Quali!