FARE Green Lions

Interview Green Lions im Zuge der FARE Aktionswoche im Herbst 2006

Dieselben Fragen wurden auch an Vertreter der Gruppen Grazer Sturmflut und Verrückte Köpfe Innsbruck gerichtet.

– „Politik raus aus den Stadien!“ – teilt ihr diese Meinung? Warum bzw. warum nicht?
Diese Forderung hat absolute Priorität. Ein offizielles Statement der Gruppe zu diesem Thema möchte ich an dieser Stelle gerne zitieren. Es ist auch so auf unserer HP unter www.greenlions.at zu finden:

„…Weiters verstehen wir uns als politisch nicht deklarierte jedoch keineswegs unpolitische Gruppe. Jede Fankultur möchte ihre Anliegen transportieren und betreibt folglich ihre eigene Politik. Die andauernde Vermischung von links- wie rechtsgerichteten Ideologien mit Fankurven und deren Erscheinungsbild sind jedoch Entwicklungen die als erstzunehmende Problematik erkannt werden müssen und in Wahrheit nur die oben genannten Anliegen aushöhlen und unterwandern.“

Unsere Position zu Politik im Stadion ergibt sich daraus von selbst. Politik ist ein dehnbarer Begriff, es wäre falsch ihn in diesem Zusammenhang ausschließlich mit negativen Eigenschaften zu belegen.

– Ist Anti-Rassismus politisch oder eine Selbstverständlichkeit?
Da kann ich jetzt nur für mich sprechen. Ich sehe es ganz klar als eine Selbstverständlichkeit an. Rassismus ist für mich Feigheit, Angst vor anders Denkenden oder anders Aussehenden. Wer Menschen auf deren Herkunft, deren Äußeres, oder andere soziokulturelle Eigenschaften reduziert, dem fehlt es ganz einfach an den richtigen Argumenten.

– Wie reagiert eure Gruppe auf Diskriminierungen von z.B. schwarzen Spielern der gegnerischen Mannschaft? Wird darüber hinweg gesehen, oder versucht ihr, diese zu unterbinden?
Der Block West versucht bereits seit Jahren den Weg einer voll und ganz unpolitischen Kurve zu gehen. Als Teil der Kurve können wir dies nur unterstützen. Gerade unsere Szene steht dahingehend unter ganz besonderer Beobachtung der Öffentlichkeit (siehe Doppelhalter mit Aufschrift 88 von den UR und die folgende mediale Missinterpretation). Die berühmten Urwaldrufe gegen schwarze Spieler konnten bislang weitgehend aus dem Sektor verbannt werden, umso ernüchternder, dass es immer wieder vereinzelte Rückschläge gibt. Ohne Kommentar des Szenekerns bleiben solche Vorfälle nie, man wehrt sich also mit aller Kraft gegen so etwas.

– Gerade Spieler ausländischer Herkunft haben oft kein leichtes Standing beim eigenen Publikum. Versucht ihr dem durch verstärkte Berichte über diese Spieler in eurem Fanzine entgegenzuwirken? Werden sie durch Gesänge besonders unterstützt?
Das Standing ist oft auch deshalb so schwer, weil es allgemein heißt: wir brauchen doch österreichische Spieler, wir müssen den Nachwuchs fördern, usw. Legionäre können nichts für diese Entwicklung, der Hass wird aber oft auf sie projiziert. Die eigentlichen Täter sind die Manager und Trainer.
Besonders auf ausländische Spieler einzugehen, nur weil sie eben aus dem Ausland kommen, halte ich aber auch nicht für den richtigen Weg. Ich glaube auch nicht, dass Legionäre per se ein schweres Standing haben. Es gibt genug Beispiele von Spielern, die bei ihrem Verein zu Publikumslieblingen wurden ohne einen österreichischen Pass zu besitzen (man denke nur an Steffen Hofmann, Joey Didulica, Alex Zickler, Gilewicz und viele andere)

– Zählt in einer Kurve nur die Lautstärke, oder auch, was gesagt/gesungen wird?
Wenn nur die Lautstärke zählen würde, dann wären wir doch ganz schön arm. Dann müssten wir ja nur noch aus vollster Kehle schreien und das wars. Natürlich ist die Lyrik die dahinter steckt sehr wichtig. Ich glaube auch dass die Tendenz europaweit zu immer längeren, melodischeren und aussagekräftigeren Gesängen geht. Das „Spielername – du Arschloch“ ist wie viele andere ältere Schlachtrufe stark zurückgegangen.

– Wo zieht ihr die Trennlinie zwischen tolerierbaren Beschimpfungen des Gegners und diskriminierenden Untergriffen?
Fußball ist Emotion – und wer Fußball lebt so wie wir und alles für seinen Verein gibt, der muss auch versuchen den Gegner im eigenen Stadion einzuschüchtern wo es nur geht. Das ist der Heimvorteil und somit gehören auch Beschimpfungen zur Tagesordnung. Die Frage ist nur: ist es für mich egal welche Hautfarbe der Gegenspieler hat, oder bin ich gegen Legionäre besonders motiviert. Beschimpfe ich den Spieler, weil er den falschen Dress anhat, oder weil er nicht aus Österreich kommt? Genau an diesem Punkt hört reine Beschimpfung auf und fängt Diskriminierung an.

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