Stadionverbote

Eine lange Winterpause geht zu Ende und das Hanappi sperrt nach vielen Tagen und Wochen seine Pforten für eine weitere Bundesligapartie. Wie es nun mal so ist mach ich mich kurz vor Spielbeginn zum fotografieren in Richtung Nordtribüne auf den Weg. Weiters kein Problem, ich geh über einen beliebigen Aufgang in den oberen Rang, erfreue mich ob des hervorragenden Panoramas und beginne mein Objektiv und mögliche Perspektiven auszusuchen. Da klopft es an meine Schulter, eine mir noch unbekannte Person eines privaten Sicherheitsdienstes macht mich auf feuerpolizeiliche Sicherheitsmaßnahmen aufmerksam, die es mir nicht erlauben am Aufgang stehen zu bleiben, ich erkläre meine Situation, dass ich nur wenige Minuten für ein paar Bildchen brauchen werde und dann verschwinde, die Person beharrt jedoch auf seinen Anweisungen, ich blicke mich um, der Gang ist leer, meine Anwesenheit kann bei einem drei Meter breiten Gang keine negativen Auswirkungen auf die Sicherheit nach sich ziehen, der Ton des Bediensteten wird derweil schärfer, er tritt näher an mich heran, ich schüttle den Kopf und meine das war noch nie ein Problem, in diesem Augenblick fallen auch schon die magischen Worte: geh weg oder du bekommst Stadionverbot! Stadionverbot? – wohl kaum weil ich für ein paar bescheidene Bilder drei Minuten vor dem Spiel am Gang stehen bleibe? Nun, die Person meint es ernst, führt bereits aus an wen sie sich wenden will, ich lenke ein, kann das „Schlimmste gerade noch abwenden, finde einen Kompromiss und beginne beim Weggehen über seine Worte nachzudenken. Stadionverbot, woher diese Drohung, einfach so aus dem nichts?…

(Drei Monate früher in einem Zug irgendwo zwischen Linz und Wien): leiwand is es wieder, die richtigen Leute beisammen, da ein Bier, dort ein Gespräch, ah Fahrscheinkontrolle, bitte sehr. Ohne großes zögern wird mein Ausweis verlangt, der Schaffner hat erkannt wir reisen zu einem Match. „Sie sind verantwortlich für die Gruppe, wenn etwas passiert, dann steigts in St. Pölten aus, so einfach is des“, ich frage, woher dieser Ton, da meint er: „Ihr wollts doch kein Stadionverbot riskieren, oder?“ – Dasselbe Spiel. Erst als ich die Stufen der Nord hinunterschlendere fügen sich die Erinnerung von damals und das Ereignis von heute zu einem Bild zusammen, dass sich durch die Erfahrung vieler anderer im Block ohne weiteres ergänzen lässt. Die Sitten werden rauer, das Klima unangenehmer. Was gestern noch eine Geldstrafe von wenigen Euro nach sich gezogen hätte, bedeutet heute den Ausschluss aus seinem liebsten Hobby- ohne Rücksicht auf Verluste versteht sich. Die „Verbrechen“ die dazu führen verdienen diesen Ausdruck in der großen Mehrheit der Fälle nicht, doch wer klagt so was an, wer hört die Stimme derer, die ohnehin als Störenfriede gebrandmarkt sind? Eine Fußball EM wollen wir ausrichten, wir haben zwar kein Team, aber als freundliche Gastgeber wollen wir dastehen, Millionen einnehmen durch Tourismus und so genannte Umwegrentabilitäten, die positive finanzielle Auswirkungen über Jahre hinweg garantieren. Da brauchen wir sie nicht, die Störenfriede, die unser Fest, unsere Gastfreundschaft gefährden könnten, die Besoffenen, die „Prolos“, die „Tiafn“, die die sowieso nicht wissen worum es geht. Nun, eines weiß ich zumindest, um Fußball geht es den meisten Organisatoren wohl nicht. Der echte Fan muss heute scheinbar in einer Datei stehen, wo er für die Sicherheitskräfte jederzeit erreichbar und folglich kontrollierbar ist, er muss ausgeschlossen sein von „wichtigen“ Spielen, er darf nicht auffallen, die Öffentlichkeit muss glauben dass es ihn gar nicht gibt. Wegsperren, Ausgrenzen, Abschieben, in unserem schönen Land ja ohnehin nix neues. Der Fanszene kanns im großen Stil das Genick brechen, doch so lange es noch ausreichend motivierte junge Leute gibt, die für ihr Hobby und dessen Erhalt kämpfen ist die Hoffnung noch nicht tot dass nach der EM wieder bessere Zeiten auf uns zukommen. Viele werden ohnehin erst ab dann wieder ein Stadion von innen sehen …

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