Kommerz in Österreich

Gegen den modernen Fußball

Solidarität beginnt dort, wo der Blick auf den eigenen Vorteil an Bedeutung verliert und die Empathie für den Zustand anderer Personen und Gruppen zum Handeln zwingt. So technokratisch dieser Satz auch anmutet, so drückt er in etwa das aus, was jeder Fan in Österreich und auf der ganzen Welt verspüren muss, wenn er die Worte Red Bull mit der Salzburger Austria in Verbindung bringt. Wenn er sich die jüngsten Ereignisse vor Augen führt, die dazu geführt haben, dass eine blühende Fankultur innerhalb weniger Wochen zum Feindbild im eigenen Stadion mutiert ist. Die Ereignisse dieser Tage verleiten dazu, Parallelen in die Vergangenheit zu ziehen und aus diesen Rückschlüsse für die Zukunft zu gewinnen.

Stronachs Einstieg in die Bundesliga vor mittlerweile 7 Jahren hatte damals für große Aufregung unter den Anhängern der Bundesligavereine gesorgt, nicht nur unter jenen, die sich Woche für Woche in den 10. Bezirk begeben haben. Mit der Übernahme eines Fußballvereins und dem Vorsatz, mit Geld könne man in wenigen Jahren die Champions League gewinnen, waren die Schlagzeilen in der österreichischen Klatschpresse vorprogrammiert. Nach den hohen Zielen wurde bald nicht mehr gefragt, übrig blieb bis heute ein Verein, dem die Seele – sollte er sie jemals besessen haben, was an dieser Stelle aber dahingestellt bleibt – genommen und ein Moloch an geldgierigen Erfolgsgeiern übriggelassen wurde. Vom einstigen Gründungsnamen blieb nicht viel übrig, und auch so genannte Legenden haben ihren Platz nur noch in der Erinnerung der treuesten Fans, an der Entwicklung im Verein haben sie freilich nur so lange etwas mitzureden, wie sie den aufgebrachten Pöbel im Stadion, der von Zeit zu Zeit doch aus seiner Lethargie erwacht, zu beschwichtigen vermögen. Ein Horrorszenario? – Keine Frage, aber hätten sie gedacht, dass sie ihre Meinung, schlimmer könne es ja eigentlich nicht mehr kommen, schon in wenigen Tagen ändern werden? Hätten sie es für möglich gehalten, dass jemand, der angenommen so viel Geld besitzt, dass er es im Winter zum Heizen seines offenen Kamins verwenden könnte ohne dass es ihm abgeht, innerhalb von nur zwei Monaten den Lebensinhalt hunderter wenn nicht tausender Menschen mit wenigen Handgriffen zu Nichte machen kann? Was, sie meinen so jemand gehört ins Gefängnis? Würden sie das dann aber noch sagen, wenn dieser Jemand der Gründer eines smarten Energie Drinks ist, den sie mit Sicherheit schon einmal genossen haben? Der sich noch dazu als Retter des österreichischen Fußballs aufspielt und mit Nachdruck auf die Notwendigkeit seines plötzlichen Engagements im Hinblick auf die nahende Europameisterschaft 2008 in Österreich verweist? Nein, natürlich nicht, so wie mit ihnen die große Mehrheit der so genannten Fußballfans, die fast jedes Trikot eines Bundesligavereins schon einmal getragen haben. Die Dinge lassen sich ja immer aus zweierlei Sicht darstellen, nur leider wird in diesem Fall der Anderen keine Beachtung geschenkt.

Was mit den treuesten Fans dieser Tage in Salzburg passiert ist ,verdient nicht nur unsere vollste Solidarität, es soll auch ein abschreckendes Beispiel dafür sein, dass wir, jene Fans, die mit solchen Problemen NOCH nicht zu kämpfen haben, Augen und Ohren offen halten müssen, denn viel zu schnell kann ein heißer Sommertag in einem verheerenden Gewitter enden.

Der Mythos 2008

Pausenlos werden wir in den Medien damit konfrontiert, die EM stünde in wenigen Jahren vor der Türe und ein schlagkräftiges Team, dass gegen die internationale Konkurrenz bestehen könne, müsse gebildet werden. Der Nachwuchs in Akademien weggesperrt, wie durch ein Wunder genau zum Zeitpunkt x an Ort und Stelle werde die Lösung sein. Die Jungen müssen aber doch Spielpraxis sammeln, so tönten bald die Unkenrufe verschiedener Funktionäre! Ein Denkfehler, der aber schnell ausgemerzt ist: die österreichischen Amateurligen sind der perfekte Ort, viel zu groß die Gefahr, wenn sie, die Jungen, zu schnell an die Spitze herangeführt werden. Noch schnell ein Future-Team aus dem Boden gestampft, dass neben der Nationalmannschaft dahinvegetiert, perfekt, die Mischung stimmt. Jetzt kann in Liga 1 wieder so richtig losgelegt werden. Womit? Natürlich mit dem Einkauf alternder Stars aus dem nahen Ausland, denen nur ihr Name aus vergangen Tagen geblieben ist. Namen, die jeder kennt, denn nur so werden die Kunden in die Arenen gelockt! Wäre ihnen das nicht selbst eingefallen? Geld regiert die Welt und der Schein heiligt die Mittel (war das nicht anders?)

Die nationale Fußballlüge lässt sich auf jeden Fall gut verkaufen, denn ansonsten wären die Zuseherzahlen – es ist hier wohl besser von Kundenfrequenz die Rede – in Salzburg in kurzer Zeit nicht dermaßen explodiert. Bleibt nur eine Frage offen: Was passiert nach 2008, wenn das steigende Interesse an der „Förderung“ des heimischen Fußballs erlischt, wenn keine Marketingperspektiven mehr gegeben sind? Übrig bleiben wird ein hohles Gebilde (auch Verein genannt), dass sich einst das Attribut „Tradition“ an die Fahnen heften durfte, dem die Bundesliga den drohenden Lizenzverlust in Aussicht stellt, denn vor dem ist in Österreich ja nicht einmal ein Serienmeister gefeit…

Nähere Informationen zu dem, was in Salzburg im Detail passierte, können sie auf den entsprechenden Fanseiten erhalten!

Helmut Mitter

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