Gestern, heute, morgen und dann schließt sich der Kreis…

Jahr um Jahr

Abfahrt früh morgens mit dem Zug in Richtung Salzburg, nur wenig später Ankunft am Hauptbahnhof. Die ersten Grünen laufen mit Fanutensilien erkennbar am großzügigen Vorplatz oder in der Ankunftshalle umher. Warten, warten auf den Wiener Mob der in wenigen Minuten ankommen wird. Da, der erste Böller ist aus der Ferne zu hören, laute Schreie, Gegenstände fliegen aus den offenen Fenstern, Hurra, endlich sind sie da, man mischt sich in die Menge, lässt sich von der Gruppe anstecken, spürt das Adrenalin hochsteigen, wird Stolz sich dieser Einheit anschließen zu können und bemerkt die ungläubigen Blicke der Passanten. Es geht hinaus auf den Vorplatz, die Menge sammelt sich, wartet bis der letzte den Bahnhof verlassen hat und macht sich bereit für den gefürchteten Marsch auf Lehen. Längst sind wir nicht mehr alleine, unzählige Bullen haben sich links und rechts von uns aufgebaut, dort und da ein kläffender Hund, strenge Blicke begleiten unsere Bewegungen, dann Rauch, ein Knall und langsam beginnt ganz vorne wieder Gesang, anfangs nur leise, vereinzelt, dann immer frenetischer, jetzt bebt die ganze Menge, die Strasse wird enger, die Salzach überquert und danach mündet alles in einen Park, Kontakt mit den Salzburgern steht kurz bevor, alles wartet, man blickt sich in die Augen, nichts passiert, man geht weiter, vielleicht 500,600 Meter, dann taucht die Betonschüssel hinter den Bäumen auf, der Gästesektor liegt gleich im Eck, erstmals sind Violette zu hören, prompt die Antwort des motivierten Mobs, in dieser Tonart geht es weiter, einzeln tröpfelt die Meute in den Gästeblock, Betonstufen, ein Verbau und ein Zaun, das ist alles, rechts oben deutet ein Violetter mit wilden Gesten, dann formiert man sich zum ersten Gesang, das Spiel beginnt, ein neues Spiel in Salzburg Lehen…

6 Jahre danach: Warten in Ansfelden, die Tankstelle ist prädestiniert um uns mit dem Bus abzuholen, da kommt er auch schon, alles steigt ein, begrüßt sich, trinkt gemeinsam ein Bier und wärmt alte Geschichten auf, das ein oder andere neue Gesicht wird ausgemacht, neue Kontakte geknüpft, wie immer, die Fahrt vergeht schnell, Mondsee, gesperrt, warum bloß, hinter den Bergen taucht eine Festung auf, die Stadt liegt vor uns, der Bus fährt weiter, am Zentrum vorbei, hinein in ein Tunnel, wieder heraus, das rechte Blinklicht leuchtet auf, eine Kolonne wälzt sich in Richtung Stadion. Vor uns ein Auto mit Sponsorwimpel, Sponsorschal und Sponsorfahne, ungläubige Blicke, es geht weiter, Hochsicherheitsspiel und Freizeitevent auf einem Platz, der Bus rollt durch die Menge, alle schauen uns an, keine Gesten, kein Schreien, keine Sticheleien, unsere Meinungsäußerungen bleiben unbeantwortet, irgendwie kribbelt es gar nicht mehr, von weitem wird Mainstreamakustik laut, sie kommt aus dem inneren eines hölzernen gleichförmigen mit Graffiti bemalten Stadions wo ein Sitzplatz dem anderen gleicht, wir steigen aus, auf jeden Mitgereisten kommt ein gepanzerter Beamter, Fahnen und anderes Material wird ausgepackt, die Ordner winken ab, wollen das Treiben beschränken, die vorbereiteten Aktionen unterbinden, mit Müh und Not kommt der Krempel rein, drinnen weiß keiner wo er ist, falscher Ort, heute Fußball? Der Violette von damals deutet nicht mehr, er wurde ausgetauscht gegen einen 14jährigen Knaben der mit seiner 13jährigen Freundin ein Sponsorgetränk in Händen hält und zur lauten Diskomusik tanzt, er lächelt uns an aber wir nicht zurück, Hass steigt in uns hoch, doch außerhalb der zwei Zäune die unseren Block begrenzen scheint und niemand zu verstehen, sieht keiner was hier vor sich geht, wie in einer anderen Welt, einem anderen Universum, die Fahrt war doch so kurz wie konnte das passieren, die Mannschaften laufen ein, doch Fußball, wir schwenken Fahnen, schreien, toben, auf der Gegenseite ganz klein der Violette von damals, da deutet er doch, nein, er winkt, ja er winkt dankend, er versteht uns, wir verstehen uns, doch nicht in einer anderen Welt, nur, was machen die anderen hier?

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