Die Kurve gehört uns!

Die Initiative

Die Kurve LogoDie Kurve gehört uns! ist eine Initiative der aktiven Fans und organisierten Fanklubs in Österreich und der Schweiz zum Erhalt der Fankultur und gegen den modernen Fußball.

Unsere Anliegen betreffen zum einen die ständig fortschreitende Kommerzialisierung, die auch vor der österreichischen Bundesliga nicht haltmacht und die zunehmende Repression durch die Staatsgewalt in Hinblick auf die anstehende EM 2008.

Unsere Forderungen an Bundesliga und Vereine:

  •  Keine Installierung von so genannten Bundesliga-Stewards
  •  In den Statuten festlegen, dass keine Sponsoren in Vereinsnamen und Logos aufscheinen
  •  Überarbeitung des Stadionverbotskataloges
  •  Strikte Richtlinien lockern
  •  Maßnahmen gegen Polizeiwillkür setzen
  •  Mitspracherecht bei Stadionneu- und Umbauten
  •  Raum im Stadion für die Fans zur Lagerung von Fanmaterial (Trommeln, Transparente)
  •  Keine Strafen oder Stadionverbote für Choreographien (Bengalen, Rauch) bzw. für      Wurfgeschosse die im Stadion erhältlich sind (z. B. Plastikbecher, Gratis-Feuerzeuge)

Quelle: www.diekurve.org

Die Green Lions zu dieser Initiative

Mit einem beispiellosen Schulterschluss der größten Fangruppen dieses Landes wurde eine österreichweite Kampagne unter dem Namen „Die Kurve gehört uns“ ins Leben gerufen!

Eines der Ziele dieser Aktion ist es auf die aktuellen Entwicklungen im modernen Fußball aufmerksam zu machen und deren negative Auswirkungen anzuprangern.

Fast täglich werden uns in der Haupttransferzeit von den verschiedensten Orten Europas, vor allem jedoch England und Spanien, Rekordtransfers gemeldet, wobei es allmählich scheint, dass hier ein regelrechter Wettkampf unter den finanzstärksten Unternehmen, äh Vereinen, des Kontinents entbrannt ist. Diese bedenkliche Entwicklung ist nur ein Auswuchs einer generellen Entwicklung, hin zu einer immer stärkeren kommerzionellen Nutzung der Marke Fußball.

Die überproportionale Bedeutung des Dienstleistungssektors für die Wirtschaft kommt in dieser Entwicklung deutlich zum Ausdruck. Besonders in der Unterhaltungsindustrie werden ständig neue Wege beschritten. Den Umsätzen scheinen da kaum Grenzen gesetzt zu sein. Den Kampf den beispielsweise viele Musiker gegen die Diktatur der übermächtigen Plattenindustrie führen, kann man hier durchaus mit dem vergleichen, was sich derzeit als die neue Art des Fußballs verkaufen lässt.

Natürlich ist ein weltweiter Massensport wie der Fußball eine willkommene Spielwiese für Milliardäre und ihre finanziellen Experimente. Abramovic, Murdoch, Berlusconi oder auch die österreichische Version Frank Stronach. Nirgends sind die Gewinnmarschen derzeit so groß wie in der Unterhaltungs- und Medienbranche, dessen sind sie sich alle bewusst. Wie sich am Beispiel Berlusconi zeigen lässt, kann es auch als Politiker reizvoll sein, dem Fußball zu frönen. Ob wohl Peter Westenthaler hier ein Beispiel gefunden hat, oder gar der Präsident des FC Kärnten?

Wo liegt nun aber das Problem, was ist schlimm daran, wenn jemand mit viel Geld einen Verein unterstützt? Jeder Fan muss sich doch freuen, wenn endlich teure und namhafte Spieler erworben werden können – oder etwa nicht?

Kommen wir zurück zur Wirtschaftlichen. Um die Überlegungen derer, die den Fußball heute lenken, verstehen zu können, müssen wir in deren Kategorien denken. Was sind die marketingtechnischen Überlegungen eines Investors? Er will sein Unternehmen (hier den Sportverein) am Markt positionieren und zwar genau dort, wo die Konsumenten (Fans) dem Unternehmen (Verein) den meisten Gewinn einbringen. Da Fußball ein – wie bereits oben erwähnt- Massensport ist und alle gesellschaftlichen Schichten durchdringt ist die Schlussfolgerung eine einfache: die Zahlungsbereitschaften der Konsumenten (Fans) sind so groß, dass sie durch die derzeitigen Preise im Stadion bei weitem nicht abgedeckt werden. Kurz, ich kann den Fußball so teuer machen wie ich will, die Anzahl der Zuschauer bleibt gleich, einzig die gesellschaftliche Schichtung wird verändert. Das ist aber in wirtschaftlicher Hinsicht völlig egal, schließlich kommt es nur auf die durchschnittliche Auslastung der Stadien an und die bleibt gleich. Das „anspruchsvollere“ Publikum will nun natürlich verwöhnt werden, will vor Ort noch mehr Geld ausgeben und den Genuss Fußball mit anderen Freizeitaktivitäten kombinieren.

Als negatives Beispiel in diese Richtung kann das Stadion des PSV Eindhoven dienen, das zu einem riesigen Freizeitareal mit Boutiquen, Restaurants und Gesellschaftsräumen umfunktioniert wurde. Im Logentrakt, der den Sponsoren vorbehalten bleibt, wird den Gästen das Feinste aus Küche und Keller aufgetischt. Fußball im Stadion und doch vor dem Fernseher des VIP-Clubs. Das ist nach dem Geschmack der Manager, denn hier wird konsumiert ohne auf die Brieftasche schauen zu müssen. Den Verlust den man durch die Übertragungen im Fernsehen befürchten musste, kann man nun mit einem solchen Angebot wettmachen: Fußball vor dem Fernseher + Liveatmosphäre!!!

Um diese zu erreichen sind verschiedenste Funktionäre rund um den Globus auch bereits sehr kreativ gewesen. Mit entsprechenden Soundanlagen wird an allen Orten des Stadions durch Mikrofone der Geräuschpegel aufgefangen und zusammengemixt. So entgeht dem Fan von heute kein Zuruf des Trainers, kein Reißen einer Achillessehne und schon gar kein Torjubel, der – so traurig wie es klingt – in der amerikanischen Profiliga mit Lautsprechern eingespielt wird. Wo sonst, wenn nicht im Mutterland des Kapitalismus ist dies möglich!

Hiermit sind wir auch schon bei der Rolle der Fankurve in diesem neuen Vereinskonzept. Nun, wie soll ich es sagen – welche Fankurve? Wer hat Interesse an den Einnahmen durch die billigen Stehplatzkarten? Wer braucht den Lärm der eingefleischten Fans, wenn er doch synthetisch erzeugt werden kann? Die Rolle der klassischen Fankurve ist mehr als fraglich – so sehen es zumindest viele Funktionäre. Nicht nur die geringeren Einnahmen durch diese Konsumgruppe, nein auch die hohen Ausgaben sprechen gegen eine Förderung dieser „Störenfriede“. Ein Unternehmen geht schließlich auch nach dem Prinzip der Kostenminimierung vor, da sind hohe Ausgaben für die Exekutive, Ordner oder etwaige Strafen ein absoluter Dorn im Auge des gewinnorientierten Managers.

Die aktuelle Entwicklung in den Stadien weißt genau auf diese Problematik hin. Die zunehmende Repression durch die Staatsgewalt, häufig angeordnet von ahnungslosen Spitzenfunktionären, hat bisher ungeahnte Ausmaße erreicht. Dies ist gleichzeitig auch die zweite große Forderung von „Die Kurve gehört uns“: Nein zu Repression im Stadion! Nein zu Polizei- und Beamtenwillkür und nein zu Stadionverboten verschiedenster Art!!

Auch wir haben auf unseren Reisen eine Reihe von schlechten, ja nahezu unglaublichen Erlebnissen hinter uns, die wir an dieser Stelle gerne publizieren. Wir müssen uns gegen diese Entwicklung, die in Österreich besonders durch den Zuschlag zur EM 2008 beschleunigt wurde, zur Wehr setzen und auf unsere Anliegen aufmerksam machen. Es gibt neben den Forderungen an Bundesliga und Vereine auch bereits konstruktive Vorschläge wie derartige Probleme nach unserer Ansicht behandelt werden können. Es muss unser Ziel sein, in diesen Fragen Mitspracherecht zu bekommen!

Helmut Mitter

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