Forza Fanzine

Die Debatte der Neuzeit: bringt das Internet nun mehr Positives oder mehr Negatives für unsere Ultrá-Kultur? Naja gut, dass das Negative alleine schon aufgrund der Überwachung überwiegt, sollte jedem klar sein, aber wie sieht es eigentlich in Sachen „Informationsbeschaffung“ aus? Diverse Foren, Websites, aber auch Fanseiten auf Facebook liefern aktuelle Bilder und Infos aus den Kurven Österreichs, Europas und der ganzen Welt. Die Choreo-Bilder, auf die man früher monatelang warten musste, weil sie im nächsten Fanzine abgedruckt waren, hat man jetzt nur wenige Minuten nach Durchführung bequem auf dem Handy. „Praktisch“ könnte man denken. Aber so schnell wie die Bilder da sind, verschwinden sie auch wieder, zumindest aus unserem Gedächtnis. Nur die durchführende Gruppe bzw. Szene und ein paar wenige Andere werfen noch Wochen bzw. Monate später einen Blick auf die Choreo, mag sie auch noch so großartig sein. Die Schnelllebigkeit des Internets bzw. unserer Gesellschaft führt zum ersten Vorteil für die Printmedien, sprich Fanzines. Hier werden die Bilder verewigt und immer wieder fällt der Blick des Lesers darauf, wenn er das Heft nach Monaten oder vielleicht sogar Jahren mal wieder hervorkramt und durchblättert. Die Choreografien, die teilweise mit extrem viel Aufwand verbunden waren, werden so gebührend gewürdigt, denn ein kurzer Blick aufs Handy wird nur den wenigsten Aktionen gerecht. Ebenfalls sehr fragwürdig sind Fotos von leeren Sektoren oder gezogenen Sachen. Auch hier wird das Internet der Komplexität unseres Lebensstils nicht gerecht. Dass eine Szene aus Protest gegen die Vereinsführung etliche Minuten den Block leer lässt, interessiert in der Eile keinen – man sieht nur die leeren Plätze zu Spielbeginn und assoziiert diese mit Schwäche der „nicht anwesenden“ Szene. Wenn Fotos von gezogenen Stoffen im Internet auftauchen, interessiert es scheinbar auch keinen, ob diese ehrenhaft im Kampf erbeutet oder feig aus einem abgeschlossenen Raum gestohlen wurden. Klar kann man argumentieren, dass verloren verloren ist, egal wie. Dennoch sollte bzw. muss man unterscheiden, wie die Sachen abhanden gekommen sind und kann einen Einbruch nicht gleichsetzen mit einem Überfall auf einen Bus oder Ähnlichem. Aber auch hier reichen eben die 2 Minuten Aufmerksamkeitsspanne des Internetnutzers nicht aus, um die Sache zu erklären. Foto gesehen – sich daraus was zusammengereimt – fertig! Wie gesagt: das wird der Komplexität unseres Lebensstils nicht gerecht. Ultrá ist zu vielschichtig um es in 2 Minuten oder durch ein Bild erklären zu können. Generell ist es nicht möglich im schnelllebigen Internet Dinge bestmöglich zu erklären. Wenn es mal scheppert und ein Video online auftaucht (was per se schon mal einen Skandal darstellt!) sind es meist pubertäre „Internethools“ die die gegnerische Szene beschimpfen oder Unwahrheiten verbreiten. Und selbst wenn Leute ihren Senf dazu geben, die dabei warenwerden in der Emotion Dinge subjektiv reingerotzt, was natürlich nicht gerade klug ist, wenn man bedenkt dass die 1312-Truppe mitliest. Niemals kann man noch am Spieltag einen repräsentativen Text raushauen. Dazu bedarf es eben etwas zeitlichen Abstand und zumindest etwas Objektivität. Alleine die Tatsache, dass Fanzines sich nach wie vor großer Beliebtheit erfreuen, nicht nur bei den Alten, sondern auch in den jüngeren Generationen, zeigt doch das Verlangen nach etwas Langfristigem. Das Ganze ist nur logisch und konsequent, denn wer die ganze Geschichte nicht nur ein bis zwei Jahre, sondern ein Leben lang lebt, der will auch etwas in der Hand halten, das es (hoffentlich) bis an sein Lebensende gibt. Fanzines und Bücher als Symbol für eine Kultur die alles überdauert? Vielleicht etwas überspitzt formuliert, aber nicht ganz falsch. Darum schreibt Berichte, füllt Hefte, unterstützt andere Gruppen mit dem Kauf der Publizierungen. So kann dieser wichtiger Teilaspekt unserer Kultur ein Leben lang bestehen, vielleicht sogar darüber hinaus. Fanzines für immer!

Text aus dem Leone Verde 17

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