Unentschieden im Ländle!

Austria Lustenau – SK Rapid, 29.10.2022, 3:3 (1:0)
14. BL-Runde, 29.10.2022, 4.437 Zuschauer

Zweiundzwanzigeinhalb Jahre nach dem letzten Aufeinandertreffen in der Liga ging es also wieder nach Lustenau. – Der Blick in die Archive verrät: es war der 15. April 2000 und Rapid gewann durch ein Tor von René Wagner 0:1. – Zugegeben: Die Vorfreude darauf stieg in den letzten Wochen, beobachtete man doch die Entwicklung der Lustenauer Szene der letzten Jahre mit Respekt. Dass man mit Lustenau einen – wenn auch kleinen – Traditionsverein mehr in der Liga hat, braucht nicht weiter ausgeführt zu werden. Nicht zuletzt waren die Allerwenigsten schon mal im altehrwürdigen Reichshofstadion. 

So machte sich eine stattliche Anzahl an Rapidlern auf ins Ländle. Neben einem Doppeldeckerbus waren die meisten mit Autos sowie 9-Sitzern unterwegs – auch unsere Gruppe inkl. Umfeld von Wien und OÖ aus. Die Fahrt verlief via München, mit einem gemeinsamen Mittagessen am schönen Ammersee. Kurz vor Lustenau trafen wir uns mit den Lords, um gemeinsam den Gästeparkplatz aufzusuchen. Dieser diente, wie sich herausstellte, noch kurz zuvor Rindern als Weidefläche. Das ist Österreich!

Man enterte den bereits gut gefüllten Gästesektor und machte sich zuerst einmal vertraut mit den angebotenen Spezialitäten und der Sprache der Eingeborenen. Das Stadion erwies sich bei näherem Hinsehen dann doch als stark renovierungsbedürftig. Die metallene Tribüne neben dem Gästesektor erweckte den Anschein, als sei sie vom ruinösen SV Mattersburg ersteigert worden, und eine zweite Längsseite sucht man in diesem Juwel vergeblich. 

Der Block West startete mit einem Fahnenintro und alten, klassischen Gesängen in die Partie. Die

Lustenauer präsentierten eine Choreo zu Ehren dreier verstorbener Fans (auch aus Augsburg): Eine Überrollfahne aus Plastik und ein Vorhang, der die drei Jungs zeigte, wurde von einem zwar simpel gemalten, aber dafür aussagekräftigen Banner mit der Aufschrift „Ultras sterben nie“ komplettiert. Es herrschte allgemein eine gute Stimmung, wobei man von der Nordtribüne schon mehr Mitmachquote und Lautstärke erwartete hätte.

Rapid dominierte die erste Halbzeit, doch es trat das ein, was im Fußballerischen als Binsenweisheit gilt: „Waunst das ned mochst, griagst das!“ Das trat ein: Lustenau ging vor der Pause in Führung. Nach Seitenwechsel ging es im Großen und Ganzen so weiter, dass Rapid die spielbestimmende Elf war. Burgstaller löste den Knoten und traf, doch der Ausgleich hielt nur wenige Minuten und Lustenau ging in Minute 66 erneut in Führung. Bis zur Nachspielzeit kam es noch zu einigen VAREntscheidungen, die allesamt mit einem brachialen „Ihr macht unsren Sport kaputt“ kommentiert wurden. Erst in der Nachspielzeit gelang es Rapid, erneut auszugleichen. Dann wurde das Spiel dubios: Lustenau ging in der 96. erneut mit 3:2 in Führung, und wähnte sich als Sieger. Doch Rapid glich in der 100. Minute noch einmal aus: ein Wechselbad der Gefühle. Dies wurde im Moment auch wie ein Sieg gefeiert. Die Moral und der Kampfgeist am Ende haben sicher gepasst, dennoch darf man nicht vergessen: Rapid hat andere Ansprüche – solche Spiele muss man, wenn man sich die Chancen ansieht, einfach gewinnen und 3 Punkte mitnehmen.

Nächste Woche geht gegen den PASK darum, die mehr als dürftige Heimbilanz (nur zwei Liga Heimsiege bisher) zumindest etwas aufzubessern. Dazu alle ins Weststadion! Forza Rapid, Forza Rapid Wien!

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